Diese Woche kam mir eine andere interessante Einsicht beim Lesen von “He loves me (auf Deutsch “Geliebt!”) von Wayne Jacobsen.
Wenn wir an die Geschichte denken, wo Jesus mit dem „Geschäftsmann“ redet – der ihn fragt, was er tun muss um ewiges Leben zu erhalten, und der dann traurig wegging als Jesus ihm sagte, er müsse seinen ganzen Besitz hergeben – interpretieren wir das nicht oft so, dass das eine Frage der Hingabe war und dass dieser reiche Geschäftsmann einfach nicht dazu bereit war? Und ist nicht die häufigste Anwendung in Predigten die Frage, was wohl unser „Götzen“ sind, die wir nicht loslassen wollen und die uns davon abhalten, Jesus von ganzem Herzen nachzufolgen?
Nachdem ich gelesen hatte, wie Wayne Jacobsen die Geschichte interpretiert, schlug ich mir aufs Hirn und dachte: „Natürlich! Warum bin ich da nicht selber drauf gekommen?“ Das ergibt so viel mehr Sinn als viele andere Erklärungsversuche.
Jesus ging es nicht darum, dass der Geschäftsmann seinen ganzen Besitz hergibt um seine Hingabe zu beweisen. Sondern Jesus hat ihm absichtlich eine unerfüllbare Bedingung gestellt. In der Hoffnung, dass er endlich drauf kommt, dass er das ewige Leben nicht durch „TUN“ erreichen kann. – Seine Frage war „Was muss ich TUN?“ Als Jesus ihn auf das Gesetz hinweist – „Ich habe alles GETAN.“ Wirklich? Geht das denn? Keiner kann alle Gebote erfüllen und genau das sollte das Gesetz den Leuten zeigen. Leider war der Geschäftsmann (und viele von uns), so damit beschäftigt, das Richtige zu TUN, dass er gar nicht merken, dass es Jesus um ganz was anderes ging. Er wollte ihn aufrütteln und zur Einsicht führen, dass er das ewige Leben nicht erkaufen („erTUN“) kann. Jesus wollte ihn von seiner Leistungsorientierung befreien. Er will sein (und unser) Eingeständnis, dass wir es nicht schaffen und seine Gnade brauchen. Leider hat der Geschäftsmann es nicht kapiert und ging traurig weg.
Kurz darauf ging es in einer Predigt um die Seligpreisungen (Mt. 5) und in dem Zusammenhang fiel die Bemerkung, dass „Jesus das alttestamentliche Gesetz radikalisiert hat.“ Und wieder hatte ich diese Reaktion <schlag mir aufs Hirn> „Natürlich! Warum bin ich da nicht selber drauf gekommen?“ Jesu Aussagen wie z.B. dass derjenige vor Gericht gehört, der auf seinen Bruder zornig ist oder ihn beschimpft, lesen wir oft wie der Geschäftsmann – wir verstehen sie mehr oder minder als Vorraussetzung zum ewigen Leben, fühlen uns dann schuldig, und versuchen die Regeln umzuinterpretieren oder zu rationalisieren, weil „schließlich kann niemand so einem Maßstab gerecht werden.“ Richtig! Wir können es nicht. Genau darum kam Jesus um alle diese Vorraussetzungen für uns zu erfüllen. Was uns oft fehlt ist das simple ehrliche Eingeständnis: Ich kann es nicht!
„Der Mann verstand was Jesus sagte, aber hat nicht verstanden, was er damit bezweckte. Jesus wollte nicht gemein zu ihm sein. Jesus wollte die Messlatte so erhöhen, dass der Mann aufhörte es selber zu versuchen. Das Geschenkt, dass Jesus ihm anbot war frei zu werden von der unglaublichen Last, dass er Gottes Liebe mit eigener Anstrengung verdienen musste. Er war in seinem Tun gefangen, und Jesus versuchte ihn daraus zu befreien.
Er hat gehofft, der junge Mann würde ihm ins Auge sehen, und ehrlich sagen: ‚Das kann ich nicht tun!‘ Worauf Jesus geantwortet hätte: ‚Gut! Dann hör auf mit all den anderen dummen Dingen, mit denen du versuchst Gottes Annahme zu verdienen. Hör auf zu streben, hör auf vorzugeben, hör auf zu versuchen das zu verdienen, was du nicht verdienen kannst!‘ “ (eigenen Übersetzung)
Wir können uns Gottes Liebe und Annahme nicht verdienen. Er schenkt sie uns in Jesus. Hundertzehnprozentig, würde mein Großvater sagen. Wir machen uns das Leben nur selber schwer, wenn wir trotzdem in dem Leistungsdenken weiter machen. Selbst wenn es „nur“ das Denken ist, wir wurden aus Gnade errettet, aber nun müssen wir wenigsten beweisen, dass wir diese Gnade wert waren.
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