Ich habe gerade angefangen, „He loves me!“ (auf Deutsch „Geliebt!“) von Wayne Jacobsen zu lesen. Im dritten Kapitel geht es um die Frage, was uns zum Gehorsam motiviert – Angst vor der Hölle oder Liebe zum Vater. Es stimmt leider, dass viele denken, dass uns eine klarerer Vision von der Hölle zu mehr missionarischer Aktivität motivieren würde. Früher hat diese Evangelisationsmethode auch noch besser funktioniert. Aber die berechtigte Frage ist, welche Art von Christen das produziert, wenn die Bekehrung aus Angst vor der Hölle geschieht.

Als ich so darüber nachdachte, wie das bei meiner Bekehrung war, fiel mir auf, dass die Angst vor der Hölle keine echte Rolle spielte, aber die Angst was zu verpassen sehr wohl. Das hat teilweise mit der Zeichnung zu tun, die mir der Evangelist damals vorlegte (und die ich auch sehr hilfreich fand) – der breite Weg, der von Gott wegführt (egal ob er mit großen oder kleinen Sünden gepflastert ist), der schmale Weg der zu Gott führt, und zwischen den zwei Pfaden Jesus, die Tür zum ewigen Leben. Es schien mir damals wirklich als würde der Schatten dieser Tür auf meinen Weg fallen und mich einladen. Eine einzigartige Chance? Vielleicht. Keiner kann wissen, ob und wann sich wieder so eine Situation ergibt, wo Gott in unser Leben hineinspricht und unser Herz berührt.

Leider fiel mir auf, dass es sich da um ein Muster in meinem Leben handelt. Ich musste ich mir eingestehen, dass in meinem Leben öfters Dinge von der Angst motiviert sind, etwas zu verpassen. Wer weiß ob sich die Gelegenheit noch einmal bietet? Und so stopfe ich oft Dinge in mein Leben, die nicht unbedingt dran sind und unnötigen Stress verursachen. Aber man will ja nichts verpassen!

Auf einer ähnlichen Linie liegt die Angst, Gottes Willen zu verpassen – wenn ich nicht gut genug hinhöre, dann könnte ich sein Reden verpassen und den falschen Weg einschlagen. Dann müsste ich für den Rest meines Lebens auf dem falschen Gleis fahren und würde seinen Segen und das Leben in Fülle verpassen.<ironisch>

Wenn ich ehrlich bin, dann ist mir bewusst, dass diese Denkmuster in meinem Leben vorhanden sind – oder besser sagen – großteils waren. Ich merke, dass beide Denkansätze nicht mehr zu dem passen, wie ich Gott in den letzten Jahren erlebt habe. Es gibt sicher Situationen, wo wir wichtige Dinge verpassen könnten, wenn wir zu unentschlossen sind, oder Dinge auf die berühmte lange Bank schieben. Aber Gott motiviert uns nicht mit Angst. Diese Unterscheidung zwischen Beziehungen die von Angst oder Liebe motiviert (verwurzelt) sind ist mir gerade während der letzten zwei Jahre durch die Beschäftigung mit dem Life Model bewusst geworden. Insofern sind derartige Situationen seltener geworden und dafür bin ich sehr dankbar.

Was lerne ich daraus? Wo immer meine Motivation von Angst bestimmt ist, kommt sie wahrscheinlich nicht von meinem himmlischen Papa. Ich will lernen, da noch sensibler zu sein, und früher zu merken, wenn mich Angst treibt und nicht Liebe (das erinnert mich an „Getrieben oder Berufen“ von Gordon MacDonald).

Es geht Gott nicht um unsere Opfer sondern um Gehorsam, aber aus Liebe zu ihm, um seiner Selbst willen, aus Freude an der Beziehung zu ihm, und weil uns diese Beziehung so wertvoll ist.