Handgeschöpfte Papiere.

Handgeschöpfte Papiere sind die Grundlage aller Bilder in meiner neuesten Serie „Schwach & Stark“. Für Papiere habe ich mich schon immer interessiert und seit Anfang letzten Jahres beschäftige ich mich intensiv mit handgeschöpften Papieren.

Als ich 1998 mit der Aquarellmalerei begann, malte ich nur auf Papier. Erst viele Jahre später, als ich mit der Acrylmalerei begann, habe ich fallweise auch Leinwände verwendet. Papier blieb auch danach mein bevorzugter Maluntergrund und meist verwendete ich Aquarellmalblöcke von Hahnemühle, wie Cornwall oder Britannia. Ich liebe die vierseitige Verleimung von Blöcken, durch die ich das Aquarellpapier nicht aufspannen muss, und lasse die Bilder meist bis zur Fertigstellung auf dem Block.

Bilder mit Marmormehlstrukturen habe ich anfangs auf Leinwänden gemalt. Vor allem am Anfang, als mir diese Technik noch vollkommen neu war. Nach einem Jahr habe ich dann erste zaghafte Versuche gemacht, diese Technik auch auf Papieruntergründe anzuwenden. Und siehe da – es ging. Natürlich gab es da noch viel zu lernen. So war ich dankbar, dass unsere Dozentin Gabriele Musebrink selber auch auf Papier arbeitet und das in ihrem Buch beschrieben hat.

In der Vorbereitung auf das Aufbaustudium in Kolbermoor, wo jeder Teilnehmer seinen eigenen Fokus festlegte, entschied ich mich für Arbeiten auf handgeschöpften Papieren. Ich habe in der Zeit davor eine Vielzahl handgeschöpfter Papiere von verschiedenen Lieferanten gesammelt. Im ersten Kursblock habe ich mich intensiv damit auseinander gesetzt und mit ihnen experimentiert.

Die Vielfalt des Angebots hat mich anfangs überwältigt. Dazu kommt, dass in den verschiedenen (meist asiatischen) Ursprungsländern, unterschiedliche Bezeichnungen für die Zutaten verwendet werden.

Papiere von Wolfgang Stadler https://www.artpaper-photo.at/papier/

Handgeschöpfte Papiere

Im Folgenden will ich nun jene Papiere und deren Zutaten vorstellen, die ich am häufigsten verwendet habe.

Die meisten dieser handgeschöpfte Papiere kommen aus Japan, Korea, China, Tibet und Nepal. Sie werden aus verschiedenen besonders langfasrigen Pflanzen gemacht, wovon mir die folgenden am häufigsten begegnet sind (mehr kann man z.B. auf Wikipedia dazu nachlesen):

  • Gampi, wörtl. Gänsehaut, auch Papierbaum genannt, Gattung Seidelbast. In Nepal verwenden sie eine Seidelbast-Pflanze namens Lokta.
  • Kozo oder Kozu, japanischer Papierbaum, Maulbeerbaum. In Korea nennt man ihn Hanji.
  • Hemp oder Hanf.
  • Reispapierbaum der für chinesisches Reispapier verwendet wird. Es gibt eine japanische/taiwanesische und eine tibetanische Variante des Baums.

Diese drei Zutaten und viele andere werden in unterschiedlichen Prozentanteilen verwendet, die nirgends genau festgelegt sind. Daraus entstehen unzählige Papierarten, die sich zum Teil nicht klar von einander abgrenzen lassen und grenzübergreifend schwer vergleichbar sind. All diese Fasern sind länger und reißfester als die Papierfasern aus Baumwolle (Hadern) oder Zellstoff, die Hahnemühle in Deutschland oder Fabriano in Italien verwendet.

Leider wird der Begriff „Reispapier“ als Überbegriff für japanische und chinesische Papier verwendet, auch wenn sie nicht aus Reisfasern gemacht wurden. Das führt natürlich zu Verwirrungen.

Handgeschöpfte Papiere

Verwendete Papiere

Im Laufe der letzten Monate habe ich viele verschiedene Papiere verwendet:

  • Ingres Echt-Büttenpapier ist aus Baumwollzellulose und Zellstoff (100 gr).  
  • Wenzhou, ein sehr leichtes Chinapapier (30 gr), das man als Rolle kaufen kann. Es besteht aus 100% Maulbeerbaum.
  • Zhao Zhe, ebenfalls ein sehr leichtes Chinapapier (55 gr)
  • zwei Japanpapier namens Torinoko und Kaji, über die ich keine genauere Angaben habe.
  • Awagami Kozo (46 gr), ein Japanpapier das großteils aus Maulbeerfaser besteht (80 % Kozo, 20 % Holzfaserbrei).
  • Kahari wird aus 100 % Seidelbast hergestellt (120 gr) und kommt aus dem Himalaya. Kahari Hanfpapier wird aus 70% Hanf und 30% Seidelbast (Lokta) hergestellt.
  • Loktapapiere werden ebenfalls aus Seidelbast hergestellt und kommen aus Nepal (mit 20, 200 oder 300 gr). Man erhält sie in verschiedenen Farbschattierungen.
  • Indische Baumwollpapier (180 oder 550 gr)
  • Kumohada ist ein Japanpapier aus Kozo, Gampi und Hemp.

Ingres gibt es als Block von Hahnemühle. Da ich diesen bereits daheim hatte, habe ich damit meine Experimente begonnen. Wenzhou eignet sich ausgezeichnet, um es in feuchte Marmormehlstruktur einzuarbeiten. Das habe ich schon früher bei Materialbildern auf Leinwand verwendet. Am häufigsten verwende ich inzwischen das Lokta Papier aus Nepal in drei verschiedenen Gewichten und Färbungen. Sehr gerne möchte ich auch das Kumohada Papier ausprobieren, nachdem das eine der bevorzugten Papiere von Makoto Fujimura ist.

Meine Hauptbezugsquellen für handgeschöpfte Papiere sind Boesner, Gerstaecker und Wolfgang Stadler. Ich habe mit verschiedenen anderen Quellen Kontakt aufgenommen, aber die meisten befinden sich im Ausland und das erschwert die Bestellung.