Der Schlafende Josef – Joseph von Nazareth.

Josef von Nazareth gehört zu den Zeitgenossen Jesu, die Rudolf Brudl für die Ausstellung „Den heiligen Farbe geben“ ausgewählt hat. Jutta Blühberger hat dazu einen Vorstellungstext geschrieben. Bild und Vorstellungstext sind Teil der Kunstausstellung, die Ende Oktober in der Kollegienkirche Salzburg eröffnet wird.

Die Künstler Rudolf Brudl aus Straßwalchen und Jutta Blühberger aus Strobl haben sich mit 12 Heiligen auseinandergesetzt. Die gemalten Kunstwerke und Vorstellungstext sollen die Heiligen dem Besucher der Ausstellung näher bringen.

Vernissage: Sonntag 30. Oktober 2022 um 14 Uhr.

Ausstellungsdauer: 30. Oktober bis 20. November 2022.

Der schlafende Josef – Josef von Nazareth (1. Jhd v Chr – ca 16 n Chr), Acryl auf Leinwand, 100 x 140 cm © 2022 Rudolf Brudl, www.rudolf-brudl.com

Josef von Nazareth (1. Jhd v Chr  – um 16 n Chr)

Gestatten, mein Name ist Josef. Nicht der Sohn von Jakob mit seinen 11 Brüdern, sondern der unscheinbare Zimmermann aus Nazareth – Verlobter von Maria und Ziehvater von Jesus. In gewisser Weise spiele ich meist eine Nebenrolle im Zentrum der Weltgeschichte, als meine Verlobte schwanger wird. Es ist nicht mein Stil, sie öffentlich zur Schau zu stellen, aber wenn Gott nicht so klar durch einen Traum zu mir gesprochen hätte, wäre unsere Verlobung geplatzt.

Es war eindeutig – die Schwangerschaft ist Gottes Plan und ich soll Maria und ihrem Kind den Schutz als Familienvater geben. Nach der Geburt passiert wieder eine dramatische Planän-derung durch Gottes Reden in einem Traum – ich soll Maria und das Kind nach Ägypten bringen. Erst als Herodes stirbt, können wir in unsere Heimat zurückkehren. Die darauf folgenden Jahre von Jesu Heranwachsen verlaufen relativ unaufregend, als er bei mir in der Werkstätte als Lehrling tätig ist.

Obwohl Maria sich immer wieder als echte Glaubensheldin erweist, viel mehr als ich, und Jesus mächtiger ist als wir beide, habe ich die Aufgabe Maria und ihm Schutz zu geben. Er braucht eine irdische Familie, um aufzuwachsen. Das ist eine große Aufgabe für einen Durchschnittsmenschen wie mich. Ich komme mir sehr unwürdig und nebensächlich vor. Trotzdem stelle ich mich der Herausforderung und übernehme diese wichtige Aufgabe.

So unaufgeregt Jesu Leben in der Werkstätte verläuft, so sehr ändert sich das natürlich, als er beginnt, als Wanderprediger mit seinen Jüngern unterwegs zu sein. Bloß das habe ich ja nicht mehr selber miterlebt. Meine Aufgabe ist zu diesem Zeitpunkt bereits beendet.

Vieles hat sich seither geändert: unser patriarchales Verständnis von ehelichen Beziehungen ist in der heutigen Zeit ziemlich aus der Mode gekommen. Ihr sprecht viel von Gleichberechtigung. Frauen sind selbstständiger geworden. Manche üben sogar die gleichen Berufe wie Männer aus und sind auch von deren finanziellen Versorgung unabhängig. Sie haben vor dem Gesetz die gleichen Rechte, was zu meiner Zeit undenkbar war, auch wenn es bewundernswerte Ausnahmen gab.

Wenn man bedenkt, welche geistliche Größe Maria und welche Macht mein Ziehsohn als Sohn des Allmächtigen hat, dann wäre ich theoretisch unnötig oder hätte Minderwertigkeitskomplexe entwickeln können. Trotz allem hat Gott mich gerufen und gebraucht, um ihnen Schutz zu geben.

Auch wenn Frauen in eurer Zeit gleichberechtigt sind und theoretisch oft keinen Schutz brauchen, können Männer einen großen Unterschied machen: wenn sie Frauen mit Wertschätzung begegnen und ihnen, wo immer nötig zur Seite stehen – sei es, um sie zu ermutigen und ihnen den Rücken zu stärken, ihren eigenen Weg zu gehen; sei es, um Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz entgegen zu wirken; sei es, um körperliche Angriffe zu verhindern.

Leider brauchen Frauen und Kinder auch in eurer Zeit Schutz, weil es genug unsichere Männer gibt, die sich nur wohlfühlen, wenn sie auf verschiedene Weise den Stärkeren spielen und andere heruntermachen. Es braucht innere Stärke, um anderen Wertschätzung zu zeigen, selbst wenn man sich daneben klein vorkommt.

Auch ich hätte mich von der geistlichen Stärke meiner Ehefrau und meines Ziehsohnes verunsichern lassen können und zum Ausgleich den starken Mann spielen. Aber es ist mir wichtig, Maria als meine Ehefrau „zu achten und zu ehren“, wie es bei der Trauung heißt, und ihr in Wertschätzung zu begegnen. Maria und Jesus brauchen es, dass ich ihnen als Familienvater Schutz gebe und die Familie zusammenhalte, ohne sie zu dominieren und sie gar zu unterdrücken. Daher denke ich, dass diese Werte auch für die Väter im 21. Jhd. von Bedeutung sind und sich in einer egalitären Gesellschaft ebenso umsetzen lassen.

Darum meine Aufforderung an die Männer des 21. Jhd: dazu zu stehen, als Familienväter ihre Ehefrauen und Kinder zu schützen, zu fördern und wertzuschätzen und sich nicht von ihren Stärken und Begabungen in Frage stellen zu lassen.

Steckbrief

Geboren: 1. Jhd v. Chr. in Nazareth

Beruf: Baumeister (tekton τέκτων: das bedeutet Baumeister, also Handwerker oder Architekt) Häuser wurden damals aus Stein gebaut, also war Joseph kein Zimmermann. (Heiligenlexikon.de)

Josef (hebräisch ‭יוֹסֵף‬, griechisch Ἰωσήφ) von Nazaret oder Josef von Nazareth ist im Neuen Testament Bräutigam Marias, der Mutter Jesu. Die Evangelien und das Protoevangelium des Jakobus berichten, er sei Zimmermann oder Bauhandwerker aus Nazaret gewesen, daher wird er in der christlichen Tradition auch als „der Zimmermann“ bezeichnet. (Wikipedia)‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬

Nachkomme von König David, Möglicherweise Witwer und bereits 80-jährig, als er mit Maria verlobt wurde

Letzte Erwähnung in der Bibel: als Maria und Josef mit dem 12-jährigen Jesus nach Jerusalem reisen.

Gestorben: um 16 n. Chr. in Nazareth
Gedenktag: 19. März
Attribute: Jesuskind auf dem Arm, blühender Stab, Lilie, Taube, Winkelmaß

Gebet

Heiliger Josef, in unserer Not kommen wir zu dir und bitten voll Vertrauen um deinen Schutz. Du warst in Liebe mit der unbefleckten Gottesmutter verbunden und hast väterlich für Jesus gesorgt.
Darum bitten wir dich: Sieh auf das Volk, das Jesus mit seinem Blut erworben hat und hilf uns mit deinem mächtigen Beistand.
Du Beschützer der Heiligen Familie, wache über das Haus Gottes. Halte fern von uns alle Ansteckungen durch Irrtum und Verderben. Du starker Helfer, steh uns bei im Kampf mit den Mächten der Finsternis. Du hast das Jesuskind aus der Lebensgefahr errettet; so verteidige jetzt die Heilige Kirche Gottes gegen den bösen Feind und seine Verführung. Nimm uns unter deinen Schutz, dass wir nach deinem Beispiel und mit deiner Hilfe heilig leben, selig sterben und das ewige Leben erlangen. Amen.

Papst Leo XIII.