Vor zwei Monaten nahm ich an einer Zulassungsprüfung teil (leider nicht erfolgreich) und habe dafür folgende Projektarbeit zum Thema „Blind Spot“ gemacht.
 
Ein „Blind Spot“ in der industrialisierten Welt ist die Unterteilung der Menschen in Untergruppen. In Englisch spricht man von „scenery, machinery and people“. Auf Deutsch reimt es sich nicht so schön – Kulissen, Maschinen und Menschen. Nur die letzte Gruppe wird wirklich als Mensch gesehen und behandelt. In dem Bild sind mehrere Menschen beim Einkauf im Supermarkt – die Person an der Kassa ist nicht Mensch sondern „Maschine“ (Automat, Roboter), die Putzfrau im Hintergrund ist Kulisse, ebenso der Alkoholiker, der Behinderte, der Bettler, die Strassenarbeiter, die Ausländer, usw. In manchen Fällen sieht man nur das Statussymbol oder ein ähnliches Kennzeichen und der Rest der Person verschwimmt oder wird fast wie unsichtbar. 
 
Auch wenn diese Mechanismen in einer Macro-Gesellschaft eine Schutzfunktion der Psyche sind, werden anderseits dadurch viele Mitmenschen ‚entmenschlichen‘ die uns als Gegenüber bräuchten. Dieser Prozess öffnet dann die Tür für eine ‚unmenschliche‘ Behandlung der anderen, z.B. Agressionen gegen Ausländer, Menschenhandel, Pornographie. Im grossen Ausmass geschieht das im Internet, wo sich z.B. Foren-Teilnehmer frei fühlen, andere verbal zu attakieren, weil sie den anderen nicht sehen und vergessen, dass am anderen Ende der ‚Leitung‘ ein menschliches Wesen sitzt. Die Frage ist, ob die Zunahme der virtuellen entpersonalisierten Beziehungen zum schwarzen Loch wird.