Warum das Westliche Christentum versagte 1
Im September und Oktober 2009 hat Deeper Walk International eine interessante Serie von Webinars zum Thema, „Warum das westliche Christentum versagte“ gebracht. Der Redner war Dr. Jim Wilder vom Shepherd’s House in Kalifornien.
- Der erste Teil handelte von einer 300 Jahre alten Philosophie, die die westliche Theologie schwer beeinflusste.
- Der zweite Teil betrachtete, wie eine mittelalterliche Psychologie uns bis heute beeinflusst.
- Und der dritte Teil erklärt, wie es kam, dass wir auf Grund dieser zwei Einflüsse eine falsche Dichotomie entwickelten.
In diesem Blogeintrag gebe ich eine kurze Zusammenfassung vom ersten Teil:
Die Voluntarist Philosophie geht zurück auf Menschen wie René Descartes. Seine berühmte Aussage „Ich denke, darum bin ich“ hat zu der Idee geführt, dass das Denken das ist, was uns zu Menschen macht. Andere Rationalisten und Empiriker wie John Locke, George Berkely, David Hume und Bertrand Russell folgten seinem Ansatz. Das Hauptgewicht auf unserer linken Gehirntätigkeit führte andere zur Annahme, dass es „wohl sein muss, dass der Anfang des Glaubens im Willen liegt“ (William Ames). Infolgedessen wurden Wille und Vernunft zu den Grundsteinen der amerikanischen Theologie. Bekehrung wurde eine Angelegenheit des Willens und basierte auf den richtigen Informationen und der richtigen Entscheidung.
Die Erfahrung zeigt aber, dass das nicht funktioniert. Eine Menge Menschen haben alle richtigen Informationen, aber treffen trotzdem die falschen Entscheidungen. Mehr Informationen (d.h. mehr Training, mehr Bibelstudien) sind nicht die Lösung für alles. Warum? Weil unser Gehirn nicht so funktioniert. Es ist nicht die linke Gehirnhemisphäre (die mündliches Wissen speichert), die sich um unsere Entscheidungen kümmert. In Wirklichkeit ist es der erste Teil des Gehirns, der nicht richtig funktioniert, wenn wir unter Druck geraten, oder auch nur schläfrig sind. Es ist in hohem Grade unzuverlässig und kann unseren Charakter nicht verändern. Es ist die rechte Hälfte unseres Gehirns (das Beziehungs- und emotionale Zentrum, das das Erfahrungswissen speichert), das eine Vorentscheidung trifft, bevor wir überhaupt anfangen, an eine Entscheidung zu denken.
Wilder unterstreicht, dass:
Wir (die Amerikaner) sind die am besten informierten und am besten ausgebildeten Menschen in der Geschichte unseres Planeten. Wir sollten daher das beste Beispiel für eine gesunde Gemeinschaft, Charakter, Reife und Beziehungs-Integrität in der Kirchen- und Weltgeschichte sein.
(Ich bin mir sicher, dass man dasselbe über andere Länder mit einem hohen Prozentsatz an Christen sagen könnte.)
Warum ergeben unsere Entscheidungen und Gefühle keinen Sinn?
Könnte es sein, dass wir ein System entwickelt haben, das auf die Bildung einer hohen intellektuellen Kapazität ausgerichtet ist – während unsere emotionale, beziehungs- und charakterliche Entwicklung verkümmert ist?
Denken und Willensstärke sind nicht genug, um unseren Charakter umzuwandeln.
Die echte Steuerung unseres Lebens, einschließlich unser Suchtverhalten, befindet sich in der rechten Hemisphäre des Gehirns. Keine Strategie, die versucht, unsere Probleme zu lösen, indem es die rechte Gehirnhemisphäre übergeht, kann funktionieren. Infolgedessen gibt es viele Menschen, die alle richtigen Informationen haben und trotzdem charakterlich versagen.
Wilder erwähnte ein anderes eindrückliches Beispiel:
Heutzutage werden die WWII Veterane älter und viele von ihnen entwickeln Demenz. Als Resultat ihrer schwächer werdenden Willensstärke kommen eine Menge alter Ängste, negativer Gefühle, schlechter Launen und andere Charakter-Defizite zum Vorschein. Ihre Willensstärke änderte sie nicht wirklich, sondern hielt nur diese negativen Dinge im Zaum.
Dieses zeigt mir, dass unsere Willensstärke unsere negativen Gefühle zumindest manchmal unter Kontrolle halten kann, aber dass sie nicht unseren Charakter ändern kann.
Dasselbe passiert, wenn wir im täglichen Leben unter Druck kommen – unser wahres Selbst kommt zum Vorschein und wir schämen uns über unser Verhalten unter stressvollen Umständen. Das gleiche geschieht auch bei Süchtigen, wenn sie kognitive Ansätze verwenden, um ihre Süchte zu überwinden – das funktioniert solange das Leben glatt läuft; aber sobald sie unter Druck kommen (z.B. wenn Dinge nicht wie geplant laufen) wird dieser Ansatz, der sich auf die linke Gehirnhälfte konzentriert, nicht mehr funktionieren. Ihre (und unsere) guten Lösungen gehen dann den Bach runter.
Was wir benötigen ist eine Charakter-Umwandlung, die auf die rechte Gehirnhälfte konzentriert ist.
Alle richtigen Informationen auf der Welt, unser Intellekt und der Wille sind nicht fähig, uns zu verändern. Wenn wir echte Umwandlung sehen möchten und die Früchte des Geistes, z.B. unsere Zunge oder unsere Süchte kontrollieren wollen, müssen wir der rechten Gehirnhälfte das geben, was sie braucht um sich zu ändern – Freude, Stärke, Beziehungen und Verbundenheit.
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