Ich lese im Moment im 2. Korintherbrief. Da gibt es sehr Vieles was mich anspricht und in meiner Situation relevant ist. Möglicherweise eine der wichtigsten Einsichten kam als ich diese Woche über 2.Kor 6,4 nachdachte:

Mit großer Geduld ertrage ich Sorgen, Nöte und Schwierigkeiten.

Einleitend schreibt Paulus dazu, dass er sich in jeder Hinsicht als Diener Gottes erweist. Danach erwähnt er mehrere Arten von Problemen, Widerwärtigkeiten die er aushält und sich dadurch als Diener Gottes erweist. Aber ist das denn normal? Es klingt ganz so, als wäre es für Paulus normal, Probleme zu haben. Das steht im starken Gegensatz zu dem was ich mir wünschen würde – ein stressfreies, problemloses Leben, oder zumindest ein Leben das weniger stressig und von Problemen geprägt ist, als z.B. die letzten zwei Jahre. Bereits zwei Kapitel davor gibt es ja so eine Liste von Schwierigkeiten (2. Kor 4, 8 – 12), die Paulus erlebt hat und auch in der Einleitung erwähnt er Probleme, die echt über seine Kräfte gingen (2. Kor 1, 8).

Da frag ich mich nur, wie kann man das denn aushalten?

Im Grunde steht die Antwort in 2.Kor 6,7 – „durch die Kraft, die von Gott kommt“. Auch das erwähnt Paulus als eines der wichtigen Kennzeichen von und eine Empfehlung für einen Diener Gottes – nicht aus der eigenen Kraft leben, sondern aus der von Gott geschenkten (2. Kor 4,16). Und immer wieder kommt die Aussage – Darum verliere ich nicht den Mut (2.Kor 4,1.16). Wow!

Irgendwie kriege ich das trotzdem noch nicht so ganz auf die Reihe – heißt das wirklich, dass wir Probleme als normal akzeptieren sollen? Das schmeckt mir überhaupt nicht. Da bin ich meilenweit davon entfernt.

Langsam wird mir bewusst, dass ich zumindest dort falsch lag und mir selber die Sache erschwert habe, wo ich mich innerlich gegen Schwierigkeiten auflehnte. Das habe ich oft genug gemacht in den letzten zwei Jahren. Wahrscheinlich hat das nur dazu geführt, dass meine Kraft unnötig verbraucht wurde, wo ich Probleme nicht akzeptieren konnte, und mich innerlich dagegen gewehrt habe. Mir dämmert so langsam – manches wäre vermutlich anders gelaufen, wenn ich die Probleme als normalen Teil meines Lebens akzeptiert hätte.

Vor allem an einer Stelle (wird mir mehr und mehr bewusst) habe ich unnötig meine Energie vergeudet, als Gott mir etwas Unangenehmes, Unverständliches zu sagen schien und ich einfach nicht glauben konnte, dass das Gottes Willen sein könnte, und mich dementsprechend massiv dagegen aufgelehnt habe. Rückblickend sehe ich, wie sehr ich mich dadurch verausgabt habe und dass das wahrscheinlich zu meiner allgemeinen Erschöpfung beigetragen hat.

Natürlich freut sich niemand über Probleme, aber es macht einen Unterschied, ob ich sie mit einem müden Lächeln als unangenehme Realität akzeptiere, oder ob ich mich darüber aufrege und dagegen aufbegehre, innerlich rebelliere.

Wie oft habe ich in diesen zwei Jahren darauf gewartet, dass mein Leben wieder „normal“ würde. Und mit „normal“ meinte ich keine oder zumindest weniger Probleme. Wenn ich hingegen unter „normal“ ein Leben mit Problemen verstehe (so wie Paulus), dann begegne ich ihnen mit einer ganz anderen Einstellung und bin viel besser darauf vorbereitet. Auch wenn ich nicht im voraus weiß, welche Probleme auf mich zukommen, treffen sie mich doch nicht total unvorbereitet. Ich könnte sie dann viel eher aushalten und sie würden mich weniger aus dem Gleichgewicht bringen. Und wenn meine Kraft nicht ausreicht, dann kann ich darauf vertrauen, dass Jesus in mir lebt und mir seine Kraft schenkt. Es ist auch hilfreich, wenn ich absolut keinen Sinn in den Problemen sehe, mich daran zu erinnern und darauf zu vertrauen, dass Gott versprochen hat, auch negative Dinge im Leben seiner Kinder zum Segen zu gebrauchen (Röm 8,28). [Übrigens, ich weiß nicht, ob euch schon mal aufgefallen ist – es heißt dort nicht, dass Gott die negativen Dinge wegnimmt oder ins Positive kehrt, sondern er gebraucht sie zum Guten.]

In diesem Sinn, will ich in Zukunft Problemen mit einer neuen Einstellung begegnen und ich bin schon neugierig, was Gott daraus machen wird.