Drei Mystikerinnen – gekommen um zu bleiben.

Diese drei Mystikerinnen beschäftigen mich schon länger. Die Bilder waren bereits halb fertig, als ich von der Ausstellung in Wien hörte. Im ega : frauen im zentrum wird nun nächste Woche die Ausstellung des Berufsvereinigung bildender Künstler Wien/NÖ/Bgld eröffnet und mein Bild zu Juliana von Norwich wird mit von der Partie sein.

Die drei Mystikerinnen sind in gewisser Weise eine Fortsetzung der Serie „Den Heiligen Farbe geben“ (2022). Bei dieser Serie für die Kollegienkirche waren leider nur zwei Frauen dabei: Gertrud von Helfta und Teresa von Ávila. Für das Bild von Teresa von Ávila und Bernhard von Clairevaux habe ich bereits damals Schriften auf Pergamin in die Marmormehlmasse eingearbeitet. Beide haben viele Schriften hinterlassen und das sollte damit zum Ausdruck kommen. In beiden Fällen habe ich so weit als möglich Originaltexte und Handschriften als Vorlage verwendet.

Im letzten Jahr habe ich mich nun mit diesen drei Frauen beschäftigt, die alle drei viel geschrieben haben und Mystikerinnen waren. Durch ihre Schriften sind sie „gekommen um zu bleiben„. Auch hier habe ich Zitate aus ihren Schriften eingearbeitet und mit Vorlagen gearbeitet, die ihre Handschrift widerspiegeln.

Wer sind sie?

Sie kommen aus drei verschiedenen Jahrhunderten, drei verschiedenen Ländern und haben ihre Werke in drei verschiedenen Sprachen verfasst: 

Juliana von Norwich (ca. 1342 – nach 1413) ist eine Reklusin in England, deren Aufzeichnungen ihrer göttlichen Visionen eine für die Zeit unglaubliche Freiheit und positive Gottesbeziehung vermitteln und das erste Buch einer Frau im englischen Sprachraum ist. Ihr Bild hat den Titel „Freiheit trotz Mauern“.

Teresa von Ávila (1515 – 1582) ist die Gründerin von vielen Klöstern in Spanien, während sie gegen das Unverständnis von Männern kämpft, die ihre mystische Gottesbeziehung nicht verstehen und mit Strafen belegen. Ihre Bücher, ihre Anleitung zum „Inneren Gebet“ und die Frauenklöster bieten Frauen den dringend notwendigen Schutzraum vor dem Missbrauch durch ihre Männer. Ihr Bild hat den Titel „Licht trotz Unverständnis“.

Hildegard von Bingen (1098 – 1179) ist eine deutsche Universalgelehrte, die nicht nur viele Bücher über Naturkunde schreibt. Sie ist auch Dichterin, Musikerin, Komponistin, Reise-Predigerin, eifrige Briefschreiberin und Ratgeberin vieler hochstehender Persönlichkeiten, die trotz ihrem großen Einfluss immer wieder mit Gegenwind zu kämpfen hat. Ihr Bild hat den Titel „Lebensfülle trotz Gegenwind“.


Ausstellung gekommen um zu bleiben

Das obige Bild von Juliana von Norwich mit ihrem bekanntesten Zitat wird nun in der Ausstellung im ega : frauen im zentrum zu sehen sein.

Die Eröffnung ist am Donnerstag, 16.1.2025 um 18:30 Uhr in der Windmühlgasse 26, 1060 Wien. Alle sind herzlich willkommen. Ich werde ebenfalls anwesend sein.

Die Ausstellung läuft von Freitag, 17.1.2025 bis Montag, 17.2.2025.

Die Präsidentin der Berufsvereinigung Berthild Zierl schreibt über diese Ausstellung folgendes:

Kultur –  Kommunikation – Kontakt. An diesen Eckpfeilern orientiert sich das Angebot des ega.

Der Dialog mit den Wiener/-innen steht für das ega im Vordergrund. In diesem Sinne finden im ega regelmäßig Ausstellungen sowie Diskussionen und thematische Veranstaltungen mit Politiker/-innen und Expert/-innen zu aktuellen Themen statt.

Mit der Ausstellung „gekommen um zu bleiben“ wird auf die oft zu wenig beachteten Frauen aufmerksam gemacht.

Frauengeschichten haben in der traditionellen Geschichtsschreibung lange Zeit kaum eine Rolle gespielt, denn diese wurde fast durchgehend aus einem männlichen Blickwinkel heraus aufgezeichnet – große Männer, große Schlachten, Heldentaten. Dabei gab es zu jeder Zeit auch etliche Frauen, die gestaltet haben und Teilhabe eingefordert haben. Sie haben die Gesellschaft entscheidend mitgeprägt, obwohl ihnen Ruhm häufig zu Lebzeiten verwehrt blieb. 


Zitate der drei Mystikerinnen

In allen drei Bildern sind Zitate der drei Mystikerinnen eingearbeitet.

Juliana von Norwich hat ihre Offenbarungen unter dem Titel „Revelations of Divine Love“ aufgeschrieben. Das bekannteste Zitat ist das folgende:

All shall be well,
and all shall be well,
and all manner of things shall be well.

Alles wird gut sein
und alle werden gut sein
und aller Art Dinge wird gut sein.

Auch das Zitat von Teresa von Ávila ist sehr bekannt. Es wurde auf einem Zettel neben ihrem Sterbebett in ihrer charakteristischen Handschrift gefunden:

Nada te turbe,
nada te aspante,
todo Le pasa,
dios no se muda,
la paciencia,
todo lo alcanza,
quien a dios tiene,
nada le falta,
Lo lo dios pasta.

Nichts soll dich ängstigen,
nichts dich erschrecken,
alles geht vorüber,
Gott ändert sich nicht,
wer Gott hat
dem fehlt nichts.
Gott allein genügt. 

Von Hildegard von Bingen gibt es zahlreiche Bücher, vor allem die naturwissenschaftlichen sind am bekanntesten. Aber es gibt wenige Zitate, die ähnlich bekannt wie die vorherigen sind. Die folgenden Zitate haben mich am meisten angesprochen:

Du führst meinen Geist ins Weite,
wehest Weisheit ins Leben
und mit der Weisheit die Freude.

Ich strecke meine Hände zu Gott aus,
dass er mich halte,
so wie die Feder
frei von aller schwere
vom Winde getragen fliegt.

Hier sind die Bilder der drei Mystikerinnen und ihren Zitaten, die ich in die Bilder eingearbeitet habe.