Fischpredigt – Antonius von Padua.
Der Heilige Antonius ist einer der beliebtesten Heiligen und gehört zur Gruppe der Theologen, die der Straßwalchner Künstler Rudolf Brudl für die Ausstellung ausgewählt hat. Die Strobler Künstlerin Jutta Blühberger hat einen Vorstellungstext dazu geschrieben.
Bild und Text sind Teil der Ausstellung „Den Heiligen Farbe geben“ in der Kollegienkirche Salzburg. Sie wird am 30. Oktober 2022 mit einer Vernissage um 14 Uhr eröffnet.
Vernissage: Sonntag 30. Oktober 2022 um 14 Uhr.
Ausstellungsdauer: 30. Oktober bis 20. November 2022.
Antonius von Padua (1195 – 1231)
Gestatten? Don Fernando Martin de Bulhoes aus Lissabon, Sohn von Martin und Maria. Oder vielleicht hieß meine Mutter auch Theresia. Kommt drauf an, welcher Legende man glaubt. Sie waren auf jeden Fall adelig und hatten ein Haus neben der Bischofskirche von Lissabon. Ähnliches gilt für viele andere Aspekte meines Lebens – jede Legende erzählt etwas anderes und das meiste ist nicht nachweisbar.
Nach der Kathedralschule und Noviziat im Kloster São Vicente de Fora in Lissabon wechsle ich zum Kloster Santa Cruz in Coimbra, wo der Großteil meiner theologischen Ausbildung und die Priesterweihe stattfindet. In meiner Funktion als Betreuer der Klosterpforte habe ich oft Kontakt mit den Franziskanern. Die Unterhaltungen mit ihnen und schließlich die Nachrichten von den fünf franziskanischen Märtyrern führen dann zu meiner Entscheidung, den Orden zu wechseln. Natürlich gebe ich damit viel auf, vor allem die Sicherheit, Studienmöglichkeiten und eine gute Karriere bei den Augustinern. Aber genau das will ich ja. Und noch mehr – ich würde gerne wie die anderen Brüder zu den Sarazenen gehen und dort als Märtyrer sterben. Zu diesem Zeitpunkt nehme ich auch den Ordensnamen Antonius an, nach dem Vorbild des Wüstenvaters Antonius Eremita.
Ende 1220 erhalte ich Erlaubnis nach Marokko zu reisen. Nur leider muss ich die Reise schon bald aus Krankheitsgründen abbrechen. Aus ist der Traum vom Märtyrer werden. Anderseits kann ich so am Pfingstkapitel 1221 in Assisi teilnehmen. Die anschließende Zeit in der Einsiedelei Monte Paolo tut mir gut und ich komme langsam wieder zu Kräften. Die Zeit in der Abgeschiedenheit geht allerdings ungeplant rasch zu Ende: bei einer Priesterweihe in Forlì werde ich aufgefordert zu predigen. Meine Zuhörerschaft ist beeindruckt und – wie man so schön sagt – der Rest ist Geschichte. Damit beginnt mein Dienst als theologischer Lehrer der Franziskaner.
Franziskus muss wohl davon gehört haben. Er schreibt mir einen kurzen Brief, indem er mich „seinen Bischof“ nennt. Was für eine Ehre! Trotz seinen ursprünglichen Vorbehalten gegen theologische Studien, bestätigt er meinen Auftrag, die Brüder theologisch zu unterweisen. Die einzige Einschränkung? Ich soll das Gebet und die Hingabe nicht vernachlässigen. Von Herzen gerne, denn das ist auch in meinem Sinn!
Gerne setze ich meine Gabe zum geistlichen Wohl der Brüder ein. Dazu bin ich in den nächsten Jahren viel unterwegs. Darüber hinaus ist es mir ein Anliegen, dem einfachen Volk zu predigen. Mit anschaulichen Worten male ich ihnen Jesus vor Augen. Meine Predigten kommen gut an. Wahrscheinlich hilft es, dass ich in der Volkssprache predige, nicht in Latein. Besonders möchte ich auch jene auf den richtigen Weg bringen, die sich in ketzerischen Lehren verirrt haben. Daraus entsteht mein Spitzname „Ketzerhammer“. Vor allem in der Zeit in Südfrankreich geht es oft darum, die Katharer zur Buße zu führen. Aber nicht wie ein Hammer, sondern mit einer Mischung aus Strenge und Güte. Wie schön, dass meine Brüder bezeugen, dass ich „wie eine Mutter“ für sie war.
Die Strenge gebrauche ich auch gegenüber den Oberen, wenn Unrecht geschieht. Gerne setze ich mich für Arme, Beraubte, Gefangene, Dirnen und andere Benachteiligte ein. Meine Predigten gegen den Wucher führen schließlich zu einer Gesetzesänderung. In einem anderen Fall setze ich mich für einen zu Unrecht Inhaftierten in Verona ein. In diesem Fall aber leider ohne Erfolg (auch wenn eine der Legenden etwas anderes behauptet). Ein anderes Mal wasche ich einem Bischof gehörig den Kopf, weil sein Lebenswandel eine Schande für Gott und die Kirche ist.
Meine Aufgabe als Provinzialminister für Oberitalien beinhaltet ein ungeheures Arbeitspensum und bringt mich an die Grenzen meiner Kraft und Gesundheit. So bin ich sehr froh, als ich von der Leitungsfunktion entbunden werde. Nun kann ich mich ganz der Predigttätigkeit widmen. Ich werde beauftragt, zwei Predigtserien zu entwerfen. Nach einem Winter mit viel Schreibtätigkeit, beschließe ich die Fastenzeit mit einer 40-tägigen Predigtserie zu feiern. Eigentlich spricht mein Gesundheitszustand dagegen, aber das Seelenheil der Menschen in Padua scheint mir wichtiger. Jeden Tag kommen mehr Zuhörer, sodass ich bald im Freien predigen muss. Während meiner Predigt steht das Leben in der ganzen Stadt still, als wäre Sonntag. Eine Welle von Bekehrungen resultiert daraus, mit Auswirkungen bis in die tagespolitischen und gesellschaftlichen Bereiche hinein. Am Ende der 40 Tage bin ich vollkommen erschöpft. Nicht lange danach geht mein irdisches Leben zu Ende.
Was davon ist auch im 21. Jhd. aktuell?
Schwer zu sagen, was bei mir zuerst da ist – mein Anliegen für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit oder die gute biblisch-theologische Grundlage. Es ist auf jeden Fall eine gute Kombination. Daraus entwickelt sich der Inhalt meiner Predigten und mein Engagement für Benachteiligte.
Woher kommt meine Inspiration, wenn nicht aus dem Leben Jesu selbst? Dafür brauche ich aber Zeiten der Stille und des Gebets, ohne die meine Predigten nie so begnadet wären. Die Redegabe alleine ist es nicht! Außerdem gibt mir Gott dadurch auch Weisheit für andere Situationen.
Daraus entwickelt sich auch mein Umgang mit Andersdenkenden, den sogenannten Ketzern, die zum Teil auf echte Probleme in der Kirche hinweisen. Ich begegne ihnen mit Respekt und Einfühlungsvermögen, argumentiere sachlich und bin mir nicht zu schade, etwa mit ihnen zusammen zu essen. Auch dafür habe ich Jesus als Vorbild. Wahrscheinlich ist diese Grundhaltung effektiver als alle Predigten, die ich ihnen halte. Genau das ist auch in der heutigen Zeit relevant.
Steckbrief
Geboren: 15. August 1195 (?) in Lissabon
mit 15 Jahren Eintritt bei den Augustiner-Chorherren, Priesterweihe, 1220 Wechsel zu den Franziskanern, Marokkoreise und Rückkehr aus Krankheitsgründen, 1222-24 Prediger in Oberitalien, 1224-27 in Frankreich, 1227-31 in Italien, Kirchenlehrer
Gestorben: 13. Juni 1231 in Arcella bei Padua
Gedenktag: 13. Juni
Attribute: Buch, Esel, Gefangene, flammendes Herz, Hostie, Jesuskind auf dem Arm, Lilie in der linken Hand, Monstranz
Zitate
„Antonius war wahrhaftig ein begeisterter Diener des Wortes Gottes.“
P. Vergilio Gamboso
„Sollten die Bücher der Heiligen Schrift verloren gehen, so könnte Br. Antonius sie aufs Neue niederschreiben; so treu war sein Gedächtnis und so umfassend seine Kenntnis der Heiligen Schrift.“
Papst Gregor IX