Schutzraum – Teresa von Ávila.

Teresa von Ávila gehört zu den Mystikern, die Jutta Blühberger für die Ausstellung ausgewählt hat. Die Ausstellung „Den Heiligen Farbe geben“ findet in der Kollegienkirche Salzburg statt und wird Ende Oktober eröffnet. Heute ist ihr Gedenktag!

Die Künstler Rudolf Brudl aus Straßwalchen und Jutta Blühberger aus Strobl haben sich mit 12 Heiligen auseinandergesetzt, die dem Besucher der Ausstellung durch Bilder und Texte näher gebracht werden.

Vernissage: Sonntag 30. Oktober 2022 um 14 Uhr. 

Ausstellungsdauer: 30. Oktober bis 20. November 2022.

Schutzraum – Teresa de Avila (1515 – 1582), Marmormehlstruktur + Tempera + Öl + Wachs auf Keilrahmen, 100 x 140 cm * Marble Dust Texture + Tempera + Oil + Wax on canvas, 40 x 55 in * Pudre de marbre texture + tempera + huile + cire sur toile, 100 x 140 cm © 2022 by Jutta Blühberger www.juttabluehberger.at

Teresa von Ávila (1515 – 1582)

Gestatten, Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada. Mein Ordensname ist Teresa de Jesús. Allerdings bin ich den meisten Menschen als Teresa von Ávila bekannt. 

Als meine Mutter nach zehn Geburten stirbt, bin ich knapp 14 Jahre alt. Als jüdisch-stämmige Familie stehen wir immer wieder unter Druck, unsere Ehre und Rechtgläubigkeit vor der Inquisition zu verteidigen. Meine Brüder entfliehen daher nach Südamerika. Mir als Frau ist dieser Weg versperrt. Später schließe ich mich gegen den Willen meines Vaters den Karmelitinnen an.

Durch das Büchlein, „Das dritte geistliche ABC“ entdecke ich die Kontemplation und das „innere Gebet“ – das Gespräch mit einem guten Freund, von dem wir uns geliebt wissen. Trotz meines Bedürfnisses nach der inneren Ruhe, sind mir viele weltliche Dinge wie menschliche Aufmerksamkeit und der klösterliche Tratsch viel zu wichtig. Außerdem halten mich meine Unsicherheit und mangelnde Demut lange davon ab, andere ehrlich um Rat zu fragen. 

Mit knapp 40 Jahren werde ich von einem Bild des leidenden Christus so tief ergriffen, dass es zu einem Durchbruch kommt. Erst danach bin ich bereit, demütig Hilfe auf meiner geistlichen Reise zu suchen. Auf diesem Weg begegnen mir gute und schlechte Lehrmeister. Vor allem Personen, die selber keine Erfahrung mit dem inneren Gebet und Gottes Nähe haben, kommen schnell zu dem Ergebnis, dass es sich dabei um ein Werk des Teufels handeln muss. Umso größer ist mein Glück, als ich einen jungen Jesuiten finde, der solche Erfahrungen durch die „Geistlichen Übungen“ von Loyola kennt. Durch ihn treffe ich auch andere, die meine Erlebnisse zu interpretieren wissen. 

Leider verliere ich viele dieser Lehrmeister, wenn sie versetzt werden. Danach kämpfe ich wieder mit jenen, die als gebildete Männer meine Vorgesetzten sind, aber meine Erleuchtungen missinterpretieren. Aus Angst vor dem Unbekannten erlegen sie mir Bußübungen auf. Trotzdem wächst in mir die Gewissheit, dass meine Visionen von Gott sind. Sie befreien mich von meinen Ängsten und führen mich in eine ungeahnte Freiheit. 

Im Gespräch mit Mitschwestern entsteht der Plan, ein kleines Kloster nach dem Vorbild der „Unbeschuhten“ und der asketischen Wüstenheiligen zu gründen. In meinen Zweifeln suche ich Rat im inneren Gebet und erhalte die göttliche Rückendeckung, ohne die ich es mir nicht zugetraut hätte. Es ist ein schwieriger und langwieriger Prozess.

Schließlich haben wir die Erlaubnis aus Rom, den Schutz des Bischofs und ein fertiges Haus. Mit vier Mitschwestern übersiedele ich in das Haus. So können wir endlich unsere Vision verwirklichen – in Stille dem Herrn dienen. Dazu gehört strenge Klausur, einfache Kleidung, minimale Einrichtung, Stundengebete und die Beschränkung auf eine kleine Anzahl von Schwestern. Dadurch erhalten die Schwestern einen Freiraum, in dem sie frei von Bevormundung und in Würde ein kontemplatives Leben führen können. Unter uns ist kein Platz für übertriebene Askese oder blutige Selbstkasteiungen. Es ist mir ein Anliegen, in den Leitungsaufgaben dieselbe Sanftheit walten zu lassen, die ich von Gott erlebt habe. Dieses kontemplative Leben ist für mich der Himmel. Ich bin glücklich und dankbar. 

Fünf Jahre später erhalte ich vom römischen Ordensgeneral der Karmeliter den Auftrag weitere Klöster für Unbeschuhte zu gründen. So bin ich oft mit von Maultieren gezogenen, ungefederten Planwagen tagelang unterwegs. Bei jedem Wetter, durch Schlamm und reißende Flüsse. Immer wieder wird mir bei den Verhandlungen mit Männern bewusst, wie sehr Frauen diese Klöster als Schutzräume brauchen. Denn dort sind sie nicht hilflos der Willkür und dem Missbrauch von Männern ausgeliefert, die nicht zögern, sie auszunutzen und sowohl ihr Leben wie ihre Seele zu ruinieren. 

Daneben ist es mein größtes Anliegen, die Schwestern im inneren Gebet anzuleiten und ihnen zu einer tieferen Beziehung zu Gott zu verhelfen. Unsere äußere Armut ist ein Mittel zum Zweck um den inneren Reichtum zu erlangen. Sie erlaubt uns, Zeit für die kontemplative Betrachtung von Gottes Liebe und Jesu Leiden zu nehmen. Nur dadurch gelangt man zu der höchsten und mühelosesten Stufe des Gebets. Sie ist so anders als die mühsamen Anfangsstufen des Gebets. Sie ist so einfach und erfrischend wie die Bewässerung eines Gartens, wenn es regnet. Inneres Gebet bedeutet in Gottes Gegenwart zu ruhen und mit ihm ohne vorformulierte Gebete zu sprechen, so wie man sich mit guten Freunden austauscht.

Auch wenn sich seither viel geändert hat und die Frauen des 21. Jhd. mehr Freiheiten haben als wir damals in Spanien, so gibt es leider noch immer Frauen, die solche Schutzräume brauchen. Allen voran Opfer von häuslicher Gewalt, genauso wie Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Gerade in den letzten Jahren hört man vermehrt von Gewalttaten an Frauen. Und auch im Blick auf die emotionalen Probleme, die in diesen schwierigen Zeiten weit verbreitet sind, würde es vielen Menschen helfen, das innere Gebet zu kennen. Dadurch könnten sie bei Gott zur Ruhe kommen und Frieden finden.

So wie Jesus mich durch unzählige Herausforderungen durch getragen hat, kann er auch euch in schwierigen Zeiten beistehen. Gott allein genügt! 

Steckbrief

Geboren: 28. März 1515 in Ávila
Klostereintritt 1535, Durchbruch 1554, Klostergründung 1562, weitere Gründungen ab 1567, erstes Männerkloster 1568, Kirchenlehrerin
Gestorben: 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes
Gedenktag: 15. Oktober
Attribute: Buch, Engel mit Pfeil, Geißel, flammendes Herz, Pfeil, Taube

Zitate

„Der Herr sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke als auf die Liebe, mit der sie getan werden.”

„Das innere Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt.”

„Gott ist so groß, dass er es wohl wert ist, ihn ein Leben lang zu suchen.”

„Nichts soll dich beunruhigen; nichts ängstige dich. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.” 

Teresa von Ávila