Thema Schönheit – Interviews mit Ausstellungsbesuchern in Strobl

Während der Ausstellung „Einfach schön heut” in der Deutschvilla (3. Mai – 2. Juni 2019) habe ich mehrere Ausstellungsbesucher zum Thema Schönheit befragt. Das ist nun die versprochene Fortsetzung meines Interviews mit Ferdinand Götz, dem Kurator der Ausstellung.

Im folgenden die Antworten der Ausstellungsbesucher zum Thema Schönheit.

Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie „Schönheit“ hören (unabhängig von dieser Ausstellung)?

Natur, Musik, Kunst. AE

Schönheit verbinde ich als erstes mit Menschen. Wenn ich weiter nachdenke, Natur. Und dann natürlich die Bilder davon, also was die Kunst damit bzw. daraus macht. WE

Ich glaub unsere Situation geht von Äußerlichkeiten [von Personen] aus, das wird in den Medien ganz großgeschrieben. BA

Na ja, dass das ein sehr individueller Begriff ist, weil jeder was anderes darunter versteht oder spürt. Ich reagiere jedes Mal darauf, wenn jemand sagt: „Ma is des sche!“ oder „Is der schiarch!“ MS

Schönheit hat nichts mit diesen allgemeinen Bildern, die so über Schönheit und in der Werbung kursieren, zu tun. Einfach was mit Spannung und Tiefe. Da sind viel Komponenten, die etwas schön machen. Für einen können … aber das ist immer nur für den einzelnen, sein individuelles Schönheitsempfinden! Das wirkt auf mich, als schön oder abstoßend oder schrecklich. MS

Das sind oft zwei Seiten von der Medaille – etwas kann uns abstoßen, anderseits kann man es aber doch anziehend finden. Das ist in uns selber angelegt, diese Polarität. Ich kann das schwer ausdrücken, aber wieso bewundert man in irgendeinem Film einen Täter, der eigentlich schlecht ist? Da ist was, irgendwas was uns auch anzieht, und das hat schon mit Schönheit zu tun. Auf alle Fälle für mich, es muss mich anziehen, es muss spannend sein, dann kann es schön sein, an allem (anderen) geht man sonst vorbei.  MS

Wie definieren Sie Schönheit?

Schönheit ist etwas Relatives, ist sicher kein objektives Kriterium. Das sieht man aus den geschichtlichen Zusammenhängen, dass heute Dinge die früher schön waren nicht mehr als schön empfunden werden. Auch wenn man es erklären kann, warum man das damals so gesehen hat.  Aber es ist irgendein über eine Norm hinausgehen. Also man empfindlich etwas das überdurchschnittlich ist. Es fällt einem dann auf, wenn es anders ist als das meiste. WE

Wo ist Ihnen Schönheit in dieser Ausstellung ins Auge gesprungen?

Der ganze Garten, deswegen sind wir hereingekommen. Der junge Mann der war auch sehr nett. Hier sieht man soziales Engagement von der hiesigen Jugend, das gefällt uns auch. Das ganze Milieu hier ist schön. Die einzelnen Aussteller, die sind ein breites Feld, von einem Saal in den anderen gehen ist ein großer Sprung. Was mich schockiert hat, waren die ganzen Haare und auch die Zeichnungen. Die sind eine andere Welt, als das was ich gerne mag. Adelheit Rumetshofer gefällt mir sehr gut. AE

Dadurch das ganz verschiedene Aspekte beleuchtet sind. Ins Aug gesprungen sind mir diese Tropfengebilde, die durchschossenen Bilder. Die sprechen mich sehr an. Faszinieren tun mich auch der Raum „Ist Nacktheit schön?“ weil dieses natürliche Dastehen einfach ganz anders ist als wie man halt sonst abbildet. Das finde ich auch sehr cool, das gefällt mir. Und die Portraits (das auch auf dem Einladungsplakat ist) sind unheimlich eindringlich. Die faszinieren mich auch. WE

Das Plakat natürlich! Die Dame am Plakat und die Schönheit der Natur und die Perfektion in der Technik. Bzgl den Bildern, wo ich eben das Gefühl habe vom Ausdruck her, gerade bei der Lotte Profohs, keine Perfektion aber doch so eine Schönheit, so ein Ausdruck drin, das war beeindruckend. Das ist mir ein großes Anliegen, dass das nicht verloren geht. BA

Mir gefallen die Körper; das würde ich sagen ist schön, diese unbefangene Nacktheit, die uns da in diesen Fotografien, den selbstausgelösten Fotografien, entgegenstrahlt. MS

Wie sehen die Beziehung zwischen Kunst und Schönheit?

Diese Zusatzfrage habe ich speziell jenen gestellt, die selber Künstler sind. (Manchmal musste ich auch erklärend hinzufügen, dass sich das auf die Bemerkungen bezieht „das darf nicht schön sein, sonst ist es keine Kunst“.)

Ja, natürlich begegnet einem das immer wieder. Das ist so ein Trend, so eine Mode: das darf nicht schön sein, aber das müsstest du schön definieren. MS

Wenn es schön flach und plakativ ist, dann kann man sagen, das muss nicht sein. BA

Wenn ich eine Figur oder einen Akt sehe … dann ist das wieder dasselbe, ganz individuell. Einer sagt, das ist überhaupt nicht schön. BA

Kunst kann schön sein, aber es ist sehr oft nicht …  es hat was; es muss in den Menschen rein gehen und irgendwas in ihm berühren und aufrütteln. Dann ist das Kunst, die etwas bewegt, und auch vielleicht zum Positiven bewegt. Zum Positiven bewegen, das heißt auch schon, dass man jemanden anregt über sich oder eine Verhaltensweise oder etwas anderes nachzudenken. MS

Thema Schönheit im Werk von Lotte Profohs

Aus den vorbereiteten Interviewfragen ergab sich noch eine ungeplante Unterhaltung zum Thema Schönheit im Werk von Lotte Profohs und der Frage, wie es mit ihre Werk weitergeht. 

Die Bilder vom Leherb (Helmut „Maitre“, Lotte Profohs Gatte) sind perfekt gemacht von der Technik her aber sie sagen eigentlich gar nichts aus. Aber die Frau (Lotte Profohs) mit ihren Tuschzeichnungen, die sind spontan skizziert und wenn sie zeichnet, da ist Emotion drin. BA

[In seinen Bildern] da erkennt man, dass es Lotte, seine Frau ist … es ist fein ziseliert detailliert, nix anderes als die Anime Zeichnungen, ganz, ganz fein ausgearbeitet. MS

Es wäre ein großer Verlust, wenn diese Blätter einzeln verkauft werden, weil es einfach ein zeitgeschichtliches Zeugnis ist, von Frauen, die zu dieser Zeit kaum eine Chance gehabt haben in dieser Männerwelt zu existieren. Sie hat natürlich als Modell gearbeitet und war hübsch und war die Behübschung [von den Werken ihres Mannes] und hat dann ein gutes Leben geführt vielleicht. Aber ich denke mir schon, dieses Selbstbewusstsein, das man hat, wirklich auch Malerin zu sein, das ist damals völlig untergraben worden, zum Teil auch heute noch. Sie hat zu Gunsten des Mannes ihre Karriere völlig aufgegeben. Ich denke mir, das wäre jetzt das zweite Mal, dass man ihr Werk missbraucht. Die Werke werden einzeln verkauft. Und wenn man es jetzt wieder nicht schätzt und würdigt, dann geht das verloren … ich denke es ist für unsere Frauenentwicklung ein ganz wichtiges Zeugnis. BA

Daraufhin habe ich bei Kurator Ferdinand Götz nachgefragt und erfahren, dass Bemühungen im Gange sind, das Vermächtnis von Lotte Profohs als Ganzes einem Museum zu verkaufen. 

Die folgenden Personen gaben mir Erlaubnis, Sie namentlich zu erwähnen:
WE – Wolfgang Eisl, BA – Barbara Artweger, MS – Margit Strobl. Ich danke allen Interviewpartnern für ihre Bereitschaft und Entgegenkommen.

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