Deutschvilla eröffnet die Saison mit Schönheit

Das Kunsthaus Deutschvilla in Strobl hat eine neue Saison mit dem Titel „Einfach schön heut – über die Schönheit” eröffnet. Kurator und Obmann Ferdinand Götz widmete die Ausstellung seiner Mutter Rosa Götz, die fünf Tage davor verstorben war.  Im Rahmen der Eröffnung wurden zwei Projekte speziell vorgestellt:

Zum einen, der Erinnerungsraum über Lotte Profohs (1934 – 2012), einer österreichischen Künstlerin, die dem Expressionismus nahestand und sich unter anderem sozialkritisch mit der Benachteiligung der Frauen auseinandersetzte. Das sie ihr Talent und ihre Karriere zugunsten ihres Mannes Helmut „Maitre” Leherb zurückstellte, geriet sie als Künstlerin in Vergessenheit. Die letzte Ausstellung mit ihren Bildern fand vor 30 Jahren statt.

Zum anderen, das Willy*Fred Hausprojekt in Zusammenarbeit mit HabiTAT in Linz, wo ca. 30 Bewohner und diverse Vereine ein Zuhause fanden. Es ist ein TATkräftige Initiative gegen Immobilienspekulation und steigende Wohnkosten, die durch Crowdinvesting finanziert wird. Benannt wurde das Projekt nach einer Widerstandsgruppe im Inneren Salzkammergut.

Unterthemen zur Frage der Schönheit

Zu den folgenden Unterthemen gab es Beiträgen in einer erstaunlichen Bandbreite zum Thema Schönheit:

Seht her, die wahre Hüterin des Schönen ist die Natur
Der soziale Zusammenhalt
Ist Nacktheit schön
Hat Schönheitsdenken eine genetische Komponente
Was ist schön am Kitsch
Das Auge / Das Licht
Beautysalon
Damals – ein romantischer Blick

13 Räume mit Schönheit

Diese Themen spiegelten sich auf verschiede Art in 13 Räumen wider.

Natürliches

  • in kontrastreichen Darstellungen von der Schönheit in Pflanzen und überdimensionalen Portraits, gemalt von Michaela Bruckmüller, deren Bild auch die Einladung zierte;
  • die Fotografin Jacqueline Korber zeigt Schönheit durch eine ausdrucksstarke Porträtserie älterer Menschen;
  • ­ausgestopfte Vögel vom Naturmuseum Salzkammergut in Ebensee illustrieren, welche Schönheit auf der Balz wichtig ist.

Anatomisches

  • Zeichnungen von Augen mit dem Thema “Das Auge / Das Licht”;
  • eine Photoserie zum Thema “Ist Nacktheit Schön?” von Gerhard Brandl + Renate Billensteiner, die Nacktheit im öffentlichen Raum dokumentierten.

Soziales

  • zum Thema „sozialer Zusammenhalt“ wozu auch das Hausprojekt Willy*Fred in Linz gehört;
  • Peter Niederschneider illustriert das gleiche Thema mit der Fotoserie “Heben und Gehoben werden”.

Gemaltes

  • Pulsierende blaue Farbfelder – von Adelheid Rumetshofer aus ihrer Serie Floatings;
  • Durchgeknallte Tropfengebilde – mit Tusche gemalt und mit Schrot durchlöchert von Ekaterina Fischnaller;
  • Genetische Mineralien – Bernhard Resch erkundet die Frage wie das Verständnis von Schönheit durch die Genetik beeinflusst ist.

Keramisches

Kitschiges

  • Meduza geht der Frage nach, ob an Kitsch etwas schön ist, oder ob er doch eher weh tut, wie Hundertwasser meinte.

… und noch einige mehr. Last but not least:

Musikalisches

  • von der Cimi Schultz Show, die eine fetzige Zweierconference/Konzert mit Maultrommeln, unzähligen Blasinstrumenten und anderen Accessoires und natürlich ihrem dritten Teammitglied Hr. Herbert (Repetitor zwecks Loopings) zur allgemeinen Begeisterung hinlegten.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters

All diese Beiträge nehmen direkt oder indirekt Bezug auf den häufig zitierten Ausspruch, „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ und versuchen die Frage zu beantworten: Ist Schönheit wirklich subjektiv? Was macht das „Auge des Betrachters“ aus?

Beim meinem ersten Durchgang durch die Ausstellung war mir bei vielen Beiträgen nicht sofort klar, was sie mit dem Thema zu tun hatten. Von jenen aus dem Bereich der Malerei, sprachen mich die meisten sofort an. So fand ich den starken Kontrast und die Farblichkeit sowohl bei Michaela Bruckmüller als auch bei Bernhard Resch sehr ansprechend. Die Farbfelder von Adelheid Rumetshofer hatten es mir besonders angetan. Es war meine erste Begegnung mit Originalen dieser Kunstrichtung, deren bekanntester Vertreter Mark Rothko ist, und über die ich schon viel gelesen habe. Ich kann nun bestätigen, was ich bisher nur gehört hatte – es ist ein besonderes Erlebnis vor so einem Bild zu stehen und in der Farbe zu versinken.

Als ich diese Eindrücke Revue passieren ließ, zeigte es mir einmal mehr, wie essentiell Farben bzw. die „richtigen“ Farben und Kontraste für mich sind, und mein Verständnis von Kunst und Schönheit wesentlich beeinflussen. Anderen Besuchen mag es ziemlich wahrscheinlich anders ergangen sein. Womit die Relativität von Schönheit einmal mehr bewiesen wäre.

Was denken Sie darüber? Liegt Schönheit im Auge des Betrachters? In jedem Fall würde es mich freuen, wenn Sie uns Ihre Zustimmung oder Argumente dagegen in den Kommentaren mitteilen würden.

Die Ausstellung im Kunsthaus Deutschvilla in Strobl läuft noch bis 2. Juni.
Öffnungszeiten: an den Wochenenden Fr/Sa/So jeweils von 15-18h.
Prädikat empfehlenswert!

Comments are closed.