Strukturbilder.
Im Herbst 2020 begann ich sogenannte Material- oder Strukturbilder zu malen. Grundlegendes Gestaltungselement ist immer eine Struktur – meist aus Marmormehl. Dadurch sind die Bilder meist sehr plastisch, an der Grenze zur Skulptur. Darauf werden diverse Schichten mit verschiedenen Medien aufgebracht. Ein wesentlicher Bestandteil der Gestaltung sind Farben, die aus Pigmenten von mir selber hergestellt werden. Diese werden mit verschiedenen Bindemitteln angerührt, wie z.B. mit (Ei-)Tempera, Kasein und Öl. Außerdem verwende ich Tusche, Beize, Wachs, Pergamin und Pastellkreiden. In zwei Fällen habe ich statt Marmormehl eine Warmleim-Kaffee-Struktur verwendet.
Die Gestaltung der Strukturmasse wie auch die weiteren Schritte der Malerei und des Farbauftrags erfolgen auf eine sehr intuitive Weise. Diese Technik gehört zur sogenannten Prozessmalerei und hat ihren Ursprung im Unterbewusstsein. Jeder Schritt geschieht in einer Art Dialog mit dem Bild. So durchläuft zum Beispiel die Struktur während der Trocknung einen eigenen Prozess, den ich nicht beeinflussen kann, und auf den ich dann „hörend“ und mit Feinfühligkeit eingeht. Zwischen den verschiedenen Material- und Farbaufträgen mache ich immer wieder verschiedene Material- und Farbabträgen, wodurch spezielle Effekte entstehen. Manchmal entwickelt sich das Bild auch in eine völlig neue und unerwartete Richtung.
Grundsätzlich geht es darum, die Strukturen und Farben selbst zu thematisieren. Der Titel meines Kalenders für 2022 “Zerklüftete Schönheit” spiegelt dies wider. Denn je nach Dicke der Strukturmasse und Wahl der Bindemittel entstehen verschieden große Unebenheiten und Risse. Diese Zerklüftungen machen diese Bilder so schön und faszinierend.
Die intuitive Herangehensweise erlaubt dem Betrachter viele verschiedene Interpretationen. Die Titel der Bilder weisen nur auf eine von vielen möglichen Interpretationen hin. Die Betrachter sind eingeladen, sich auf die Bilder einzulassen und ihrer Fantasie und Imagination freien Raum zu lassen.
Hier ist ein Album mit einem Teil dieser Serie:
Mehr-Jahres-Projekt Dreieinigkeit
Ein spezielles Projekt in dieser Technik begann bereits 2013. Ich habe damals einen Entwurf für ein Triptychon in Aquarell gemalt und die nötigen Leinwände gekauft. Aus verschiedenen Gründen kam es nie zur Umsetzung. Mitte letzten Jahres machte ich die erste Schichte mit Marmormehl. Und zwar nicht auf drei sondern auf fünf Leinwänden. Dann gingen mehrere Monate ins Land bis ich wieder weiterarbeiten konnte. Nun ist es soweit, dass ich es in der nächsten Ausstellung zeigen werde. Hier ist die 2021 / 22 Version von „Dreieinigkeit“.

Das war mein Aquarell-Entwurf 2013:

Fortsetzung auf Papier
Die nächste Serie ist in Planung und wirft bereits ihre Schatten voraus. Und zwar möchte ich die Technik auf Papier weiter entwickeln. Hier sind die ersten Exemplare. Dass sie in den drei Grundfarben gestaltet sind, die ich sonst nicht in dieser Reinheit verwende, ist eine eigene Geschichte.