Gedanken zum Advent.

Bei dem „Adventskalender“ in Gnigl habe ich einige Gedanken zum Advent mit den Besuchern geteilt. Diese will ich nun auch mit den Besuchern meiner Webseite teilen.

Anlässlich des Treffens in Gnigl in den Räumlichkeiten von raumlust und Baukultur2 wurden auch meine Bilder aus der Kollegienkirche in einem kleineren Rahmen gezeigt. Diese wurden für die Ausstellung „Den Heiligen Farbe geben“ geschaffen, wo sie im Oktober und November 2022 zu sehen waren.

Diese Bilder beziehen sich auf die folgenden Heiligen

  • Martin von Tours (um 316 – 397) 
  • Leonhard von Limoges (um 500 – 559) 
  • Ivo von Kermatin (um 1247 – 1303) 
  • Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 1153) 
  • Franz von Assisi (1181/2 – 1226) 
  • Teresa von Ávila (1515 – 1582) 

Zu jedem der Heiligen habe ich auch Vorstellungstexte geschrieben, die in der Kollegienkirche aufgehängt waren. Darum war das Thema des Adventskalenders, zu welchen Gedanken zum Advent uns diese Heiligen inspirieren können.

Der dreifache Advent (Bernhard von Clairvaux)

Advent kommt von „adventus“ Ankunft. Es ist ein Warten auf die Ankunft Jesu. Ein Warten und sich vorbereiten auf Weihnachten. 

Der Kirchenlehrer Cyrill im 4. Jhd sprach noch von der zweifachen Ankunft Jesu – damit meinte er Jesu Geburt in Bethlehem und seine Wiederkunft am Jüngsten Tag. 

Bernhard von Clairvaux im 12. Jhd sprach von der dreifachen Ankunft Jesu. Zusätzlich zu Geburt (Vergangenheit) und Wiederkunft (Zukunft) betonte er das Kommen Jesus im Heute, in der Gegenwart, in unser Herz.

„Diese mittlere Ankunft ist gewissermaßen der Weg, auf dem man von der ersten bis zur letzten gelangt: In der ersten (Ankunft) war Christus unsere Erlösung, in der letzten wird er als unser Leben erscheinen, in dieser aber ist er unsere Ruhe und unser Trost“. 

Bernhard von Clairvaux

Er begründet seine Lehre vom mittleren Advent Christi mit der Heiligen Schrift, vor allem mit dem Johannesevangelium, in dem Jesus verheißt,

Wenn jemand mich liebt, wird er an meinen Worten festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen„.

(Joh 14,23)

Bernhard sieht hier eine direkte Beziehung zwischen dem Glauben und Leben eines Christen sowie der Gemeinschaft mit Gott.

Er predigte die Gottesgeburt im Herzen des Menschen und ermutigt uns, Gott in unserem Inneren zu begegnen, die unmittelbare Begegnung mit Christus der in unserem Herzen wohnt. 

Angelus Silesius (einem Lyriker aus dem 17. Jahrhundert) formulierte das so: 

„Wird Christus tausendmal in Betlehem geboren und nicht in dir, du bleibst doch ewiglich verloren.“

Angelus Silesius

Wie wird Jesus in uns geboren? Verschiedene christliche Traditionen haben dafür unterschiedliche Ausdrücke gefunden. Ich persönliche nenne es, Jesus in mein Herz einladen und ihm die Führung meines Lebens übergeben. Das kann man in einem ganz einfachen formlosen Gebet machen. Ich selber habe das im Alter von 18 Jahren gemacht, zu einer Zeit als ich eigentlich Atheist war. Und ich habe es seither nie bereut. 

Papst Benedikt XVI im zweiten Band seines Jesus-Buches, nennt unter den Möglichkeiten des „adventus medius“ auch epochale Weisen seines Kommens. Er nennt als Beispiel dafür Franziskus von Assisi und Teresa von Avila. Die schauen wir uns im folgenden an. 

Loslösung im Advent (Franz von Assisi)

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie Advent hören? Geschenke kaufen, unzählige Weihnachtsfeiern absolvieren, und jede Menge Vorweihnachtsstress? Dafür wurde der Advent eigentlich nicht erfunden. Advent kommt von „adventus“ Ankunft in Lateinisch. Es geht darum sich auf die Ankunft Jesu vorzubereiten. 

Darum ist Advent theoretisch das genaue Gegenteil dessen wie wir ihn heute erleben. Selbst der beschauliche Besuch von Weihnachtsmärkten mit vielen Lichtern ist nicht unbedingt die Lösung. Advent ist eine Einladung aus dem Hamsterrad der gesellschaftlichen Erwartungen auszusteigen. Eine Einladung zur Ruhe zu kommen.

Warum fällt uns das so schwer? Wir sind zur Verbundenheit mit anderen Menschen geschaffen. Daraus wächst unser Drang, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Denn wenn wir sie enttäuschen, könnten wir die Beziehung verlieren.

Der andere Faktor, warum die Vorweihnachtszeit für viele so wenig adventlich ist, umschreibe ich mal mit dem Stichwort Konsumrausch. Es ist in unserer Zeit sehr schwer, sich gegen die Lüge der Werbung zu wehren. Sie will uns weise machen, dass wir mehr wert sind, wenn wir mehr besitzen. Im letzten ist der adventliche Einkaufsmarathon entweder ein gesellschaftlicher Zwang oder eine Form von Sucht. Auch diese „Sucht“ löst Glücks-Hormone aus wie andere Suchtmittel, selbst wenn wir „nur“ Geschenke für andere kaufen. Könnte es sein, dass es für viele Menschen ein Versuch ist, ihre innere Leere zu füllen?  

Jesus sagt im Johannesevangelium: 

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ 

Jesus Christus

Dieser Vers hat mich von Anfang an sehr angesprochen und magnetisch angezogen. Ja, ich wollte diese Fülle. Als ich als 18-jährige Atheistin Jesus in mein Herz einlud und ihm die Führung meines Lebens übergab, hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich da einlasse und was mich erwartet. Ich begriff nur, dass Mitglied einer Kirche zu sein, alleine nicht genügt, um die Ewigkeit bei und mit Gott zu verbringen. So ließ ich mich auf dieses Experiment ein, Jesus in mein Leben einzuladen. Und ich habe es nie bereut. Ich kann es jedem wärmstens empfehlen. Jesus bietet uns erfülltes Leben an. Eine Fülle, die der Konsumrausch nicht annähernd bieten kann.

Franz von Assisi hat im 12 Jhd. Ähnliches erlebt, nur hat er es in extremerer Form umgesetzt. Er hat die von Jesus versprochene Fülle in der Loslösung von allen Besitztümern erfahren. Nachdem er einige Jahre seine Erfüllung in ausschweifenden Parties gesucht hatte, begriff er, dass er sie dort nicht finden wird. Er fand schließlich Fülle und Freiheit in der Loslösung von Besitztümern. Das war bis zu seinem Tod auch eine der wichtigsten Regeln der Bruderschaft. Sie wollten dadurch für den wohlhabenden Klerus eine Predigt ohne Worte sein. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Amtskirche nach Franziskus Tod sich sofort daran machte, der Bruderschaft Gebäude zu schenken. 

Franz von Assisi hat seine Freiheit und Erfüllung in extremer Besitzlosigkeit und Armut gefunden. Wir müssen es nicht in dieser extremen Form nachmachen. Es soll uns zum Nachdenken anregen. In unserer Zeit sind es andere gesellschaftliche Zwänge und Süchte, die uns die Freiheit nehmen und verhindern, dass wir die Fülle erleben, die Jesus uns anbietet.

Advent lädt uns ein, aus dem Hamsterrad auszubrechen. Aber das geht nur, wenn mein Wert als Mensch nicht von der Zustimmung anderer Menschen abhängt. Nur wenn ich ganz tief verinnerlicht habe, dass mein Wert von Gottes Liebe zu mir definiert wird, und nicht von dem was ich besitze, kann ich frei werden von den gesellschaftlichen Zwängen und Erwartungen. 

Leben in Beziehung (Teresa von Ávila)

Ein Aspekt, der uns das Aussteigen aus dem Hamsterad so schwierig macht, ist unser Bedürfnis nach Beziehung. Der Mensch ist ein Herdentier und die größte menschliche Angst ist, von der Gruppe ausgeschlossen und abgelehnt zu werden. Die Verbindung zu anderen zu verlieren. Außenseiter zu werden. Darum tun wir so vieles, das uns stresst und unfrei macht. Gerade auch in der Adventszeit.

Ja, Gott hat uns für Beziehung geschaffen. Das ist gut. Wir brauchen Verbundenheit und Annahme. Ablehnung weiß man inzwischen ist so ein extremer Schmerz in unserem Gehirn wie eine körperliche Verletzung. Darum versuchen wir gerade den Schmerz durch kaputte Beziehungen und Ablehnung mit Suchtmitteln zu betäuben. 

Das zentrale Element von Teresas spiritueller Praxis ist das Leben in Bezie­hung mit Gott, und wie sie es selbst nennt, das „innere Beten“. Bereits vor ihrem Eintritt in das Kloster praktiziert Teresa dieses innere Beten, welches ihr letztendlich auch die Erfahrung ermöglicht: „Gott ist in mir / bei mir!“ Diese Erkenntnis verändert alles. Sie öffnet Teresa das Tor zum Leben in Beziehung mit Gott.  

Es tritt an die Stelle eines rein formelhaften Betens. Sie selber vergleicht es mit einem Gespräch: 

„wie mit einem Freund, mit dem wir oft und gern zusammenkom­men, um mit ihm zu reden, weil wir sicher sind, dass er uns liebt“. 

Teresa von Ávila

Gott zu lie­ben, ohne die Erde zu verachten ist Kern ihrer Spiritualität. Aber das konnte nur gelingen, weil sie zuvor frei geworden war von aller falschen Abhängigkeit. In diesem Sinn ist auch das Gebet zu verstehen, das nach Teresas Tod in ihrem Brevier gefunden wurde:

„Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken, alles vergeht, Gott bleibt derselbe, Geduld erreicht alles. Wer Gott besitzt, dem kann nichts fehlen. Gott allein genügt.“

Johannes vom Kreuz (?)

Gemeint ist: Alles Irdische, ob Personen oder Dinge, ist, gemessen an der Sehnsucht, die in uns lebt, zu wenig und zu gering. Die (unendliche) Sehnsucht, die in uns lebt, kann allein der unendliche Gott ausfüllen.

Gemeinschaft und Beziehungen sind wichtig. Darum ist auch das gemeinsame Essen ein wichtiger Teil von großen Festen, wie Weihnachten. Aber das alleine ist nicht der Kern von Weihnachten. Nicht der Konsumrausch um gesellschaftliche Erwartungen und Zwänge zu erfüllen ist wichtig. Sondern innehalten. Meine persönliche Beziehung zu Jesus erneuern oder zum ersten Mal beginnen. Mich erinnern, an die Zusage Jesu:

 „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ 

Jesus Christus

Das heißt, Du bist nie ganz alleine und verlassen. Jesus ist bei dir, gerade auch im Schmerz über kaputte Beziehungen oder Einsamkeit. Das hilft, wenn Weihnachten nicht mehr das magische Erlebnis unserer Kindheit ist. Wenn wir versucht sind, den Schmerz mit Suchtmitteln zu betäuben. Gerade auch wenn wir das verbinden mit einer tiefen Dankbarkeit und dem Staunen darüber, dass der Gott des Universums Mensch geworden ist. Der Mensch gewordene Gott bietet uns eine tiefe Beziehung und Gemeinschaft an. Das ist was wir zu Weihnachten feiern und darauf wollen wir uns im Advent besinnen und mit diesen Adventsgedanken vorbereiten. 

Übrigens

Die Kunstwerke zu den Heiligen bleiben vorläufig noch in den Räumlichkeiten von raumlust und Baukultur2 hängen und können in den nächsten Monaten dort besichtigt werden.